21. Mai 2014
So, jetzt haben wir den Ärmelkanal (warum heißt der so?) verlassen und den Atlantik und den Golf von Biscaya betreten/befahren. Heute sind wir nach Camaret sur Mer in der Bucht von Brest gesegelt. Es war einmal wieder eine abenteuerliche Tour mit hohen Wellen und viel Wind. Unterwegs haben wir teilweise den Motor mitlaufen lassen, bis die Motortemperatur über 120 Grad anstieg und das Wasser im 2. Kühlkreislauf kochte. Motor aus und Fehlersuche. Die Kühlwasserpumpe arbeitete nicht. Bei hohem Wellengang und extrem bewegtem Schiff musste die Pumpe auseinandergenommen werden. Der Impeller darin war total zerfetzt.
Neuen Impeller eingebaut (zum Glück als Ersatzteil im Winter angeschafft), neu gestartet und – läuft.
Vor Einbruch der Dunkelheit bei strömendem Regen in Camaret festgemacht, Essen gekocht und jetzt Ruhe.
22. Mai 2014
Der Regen hört nicht auf und die Wetterkarte zeigt, dass wir genau in der Mitte eines Tiefs liegen mit 995 mB. Es gibt aber die Hoffnung, dass wir es zum Wochenende wagen könnten, den großen Sprung über die Biscaya anzugehen. Nicht nur das Wetter sieht traurig aus, auch die Wracks auf dem Schiffsfriedhof in Camaret.
23. Mai 2014
Das Wetter ist schrecklich und so wollten wir mit dem Bus nach Brest fahren. Aber ausgerechnet am Freitag fährt kein Bus. Es gibt aber auch noch einiges in Camaret zu sehen.
24. Mai 2014
Auch heute war die Biscaya-Überfahrt nicht möglich. So haben wir unseren geplanten Ausflug nach Brest per Bus nachgeholt. Brest hat ungefähr den Charm von Hannover, scheint sehr steril, aber das liegt wohl daran, dass die Stadt im Krieg fast vollständig zerstört wurde.
Das ist eine der großen Erfahrungen in der Normandie und in der Bretagne: Es ist unwahrscheinlich viel im Krieg zerstört worden und die Bevölkerung hat wohl sehr schwer gelitten, so dass man sich als Deutscher dafür schämt.
Brest ist eine Marinestadt, das Marinemuseum wäre sicher einen Besuch wert gewesen, aber die Zeit reichte nicht, weil wir den einzigen Nachmittagsbus erreichen mussten.
25. Mai 2014
Wir starten jetzt zum Sprung über die Biscaya. Wenn ihr zwischendurch nichts von uns seht und hört, dann ist das normal, denn es gibt unterwegs keine Transponder. Aber am Donnerstag solltet ihr wieder von uns hören.
28. Mai 2014
Buenos dias, wir sind in Spanien. Die Überfahrt über die Biscaya war hart, aber die Wetterplanung hat gestimmt. Wir hatten von der Flaute bis 6 Beaufort alles an Wind, Sonnenschein und Regen. Aber alles zu ertragen, wàren da nicht diese Atlantikwellen mit kreuzenden Windseen, die das Schlafen verhinderten, weil man in der Koje ständig das Gefühl hatte, man liege im Aufzug, der im Sekundentakt seine Richtung ändert. Blöder Vergleich. Also: man flog gegen die Decke und zurück. Um 2 Uhr nachts haben wir nach einer spannenden Einfahrt in stockfinsterer Nach bei leichtem Regen und zwischen Fischerbooten, die kaum kenntlich waren, im Hafen von La Coruña festgemacht. Ihr glaubt ja gar nicht, wie es ist, im Blindflug einen Hafen anzusteuern, der unbekannt ist. Unterwegs wurden wir beinahe die ganze Zeit von Delfinen begleitet.
Delfine begleiten uns (für Video klicken)
Aber nicht alles war positiv: der nächste Impeller ist zerbröselt, trotz sofortiger Reaktion ist die Motortemperatur auf 130 Grad gestiegen. Weißer Rauch im Auspuff. Das kann eigentlich nur heißen, dass die Zylinderkopfdichtung hin ist. Wir haben hier in La Coruña einen Mechaniker angefordert, der morgen an Bord kommt. Eine Zylinderkopfdichtung wird nicht so leicht zu bekommen sein, denn ein 6-Zylinder Ford Lehmann ist in Europa ein Exot. Wir werden sehen.
Jetzt muss erst mal der fehlende Schlaf nachgeholt werden. Übrigens: die Lady im Hafen-Office ist Klasse und hat uns gut unterstützt, was unsere Motorprobleme betrifft.
31. Mai 2014
Die Unterstützung der Hafen-Lady hat nicht gereicht, es hat nichts geklappt, die versprochene Unterstützung durch die Seca Marina gab es nicht, 2 weitere Tage sind verstrichen und es gibt hier keinen Mechaniker, der an den Ford Lehmann heran will – Ersatzteile sind sowieso nicht zu bekommen. Entsprechend pure Verzweiflung beim Kaptain.
Jetzt haben wir aber einfach angefangen, selbst die Zylinderkopfdichtung zu wechseln. Weder leicht noch einfach bei den vielen Marinisierungsteilen, Wasser- und Dieselleitungen. Das Auseinanderbauen des Motors ist gelungen, nur eine Schraube zum Auspuffkrümmer ist abgerissen, aber das wurde durch Ausbohren und Herstellen eines neuen Schaubengewindes wieder in Ordnung gebracht.
Jetzt ist klar, dass keine Ventile beschädigt sind. Am Montag werden wir eine neue Zylinderkopfdichtung in Deutschland bestellen. Dann fehlt uns noch ein Drehmomentschlüssel, der hier in keinem Werkzeugladen zu bekommen war. Aber irgendwie werden wir auch daran kommen.
Weil ja so kurz hintereinander 2 Impeller zerstört waren, müssen wir hier nach der Ursache suchen und die Wasserkühlung und ihren Weg über den Wärmetauscher kontrollieren.
A Coruña ist aber eine sehr schöne Stadt, die uns ja noch ein paar Tage sehen wird.
3. Juni 2014
Einen Drehmomentschlüssel haben wir für horrend viel Geld gekauft. Wir warten jetzt auf die Ersatzteile. Aber es gab genug an Bord zu tun: Sämtliche seewasserführende Leitungen haben wir ausgebaut, gesäubert und wieder eingebaut, wobei viele Restteile der zerstörten Impeller ans Tageslicht kamen. Den Wärmetauscher haben wir auseinandergenommen und mit Druckluft die einzelnen Röhrchen ausgeblasen. Auch hier kam Gummi heraus.
Am Abend gings dann wieder ins wunderschöne A Coruña, wo es für kleines Geld leckere Tapas gab.
Estrella Galizia, der Fussballverein von A Coruña ist in die erste Liga aufgestiegen, und in der Stadt war der Bär los.
4. Juni 2014
Heute fuhren wir mit der Bahn nach Santiago de Campastello. Wir pilgerten den Jakobsweg nur vom Bahnhof zur Basilika. Andere Pilger mit wunden Füßen holten sich am Pilgerbüro ihren Stempel ab.
Die Altstadt ist von Kirchen und Klöstern geprägt.
… und natürlich voll von Andenkenläden.
Nun hoffen wir, dass unsere Wallfahrt bei der Motorreparatur helfen wird.
5. Mai 2014
Um es vorab zu sagen: die Ersatzteile sind noch nicht angekommen. So haben wir uns Zeit genommen, mit dem Fahrrad die Gegend zu erkunden. Zuerst haben wir den Herkulesturm erstiegen. Er gehört zum Weltkulturerbe, denn er wurde von den Römern zur Sicherung ihrer Seewege nach Britannien und Germanien gebaut.
Dann fuhren wir weiter zur nächsten Bucht und stiegen auf den höchsten Punkt. Dort standen riesige Geschütze, mit denen nach der Beschreibung im 2. Weltkrieg die deutschen U-Boote durch die Franco-Regierung geschützt wurden.
Hier hatten wir einen guten Überblick über A Coruna.
6. Juni 2014
Heute kamen die Motorersatzteile an ( Zylinderkopfdichtung) .Alles eingebaut, … und läuft. Mit Hilfe aller Kollegen aus Krefeld, aus Münster, aus Bremen, aus Schwaben haben wir den Zylinderkopf aufgesetzt. Ist schon toll, wie alle mithelfen. Bin von Schiff zu Schiff gegangen und jeder hat mit angepackt.
Nachts haben wir dann gemeinsam noch eine Flasche Williams geleert, die Alois von der Zora zur Feier des Tages spendierte.
7. Juni 2014
Heute morgen haben wir den Motor 2 Stunden warmlaufen lassen und dann die Schrauben auf 154 Nm angezogen. Der Motor schnurrte herrlich, allerdings leckte die Dichtung vom Auspuffkrümmer (Süßwasserkreislauf). Kein großes Problem, aber Samstag-Mittag bekommt man kein hitzefestes Dichtmittel mehr in A Coruña. Dann müssen wir eben am Montag den Auspuff abdichten.
Heute war hier der Tag des Militärs. Wir haben uns den Flugzeugträger Juan Carlos I angesehen.
Er kam mir vor wie eine militarisierte Autofähre.
10. Juni 2014
Der Motor ist wieder fertig, die Dichtung hält auch und wir sind weitergesegelt bzw. auch motort. Jetzt ging es die Costa de muerte entlang, die – wie der Name schon sagt – tödlich sein kann, da es die sturmreiche Westecke Europas ist. Unsere Fahrt war aber unproblematisch. Abends sind wir in dem kleinen Fischerhafen Camariñas gelandet, direkt am Cap Finistiere.
Für morgen ist Nordwind vorausgesagt. Wenn alles klappt, ist unser übernächster Hafen bereits in Portugal.
12. Juni 2014
Die Costa de Muerte und das Cap Finistierra liegen hinter uns. Es gab tatsächlich Norwind, so dass en großer Sprung möglich war. Der Wind war allerdings gerade an den berüchtigten Ecken so schwach, dass Motoren angesagt war.
Dabei konnten wir uns überzeugen, dass unsere Maschine wieder gut läuft.
Gestern Abend sind wir in Baiona angekommen. Mit einer Flasche Sekt haben wir die 1100. Seemeile bzw. 2000 km Reise über Nordsee, Ärmelkanal, Biscaya und Atlantik gefeiert.
Baiona ist die Stadt, aus der die Besatzung der Pinta stammt, und nach der Rückkehr der Kolumbusflotte hat sie zuerst in Bayona von der Entdeckung Amerikas berichtet.
So liegt hier im Hafen auch ein Nachbau der Pinta, den wir natürlich besucht haben.
Hier ist endlich Süden und bis Portugal sind es nur noch 12 Seemeilen. Der nächste Bericht wird wohl im Kapitel Portugal bis Gibraltar stehen.
Hallo Hubert und Mitsegler.
Habe am 4.6. Unter Palmen auf der Isle of Man meinen runden
Geburtstag gefeiert und im Hafen von Douglas ein Guinness
auf den Erfolg Eures Turns getrunken.
Ich habe Euch um Eure Freiheit des Reisens beneidet,da meine
vier Fähren im Standby zu buchen Geduld und Glück erforderte.
Es hatte sich trotzdem gelohnt,da es eine geile Party mit
40 000 Motorrädern wurde.
Schnell zurück im Steinbruch zu Pfingsten wurde ich von der
Bagaasch und dem Chapter RE noch mal gehuldigt und mit
Fußball WM Utensilien für die nächsten vier Jahre ausgestattet.
Hier kommt erst langsam WM Stimmung auf,da die Spiele spät gezeigt werden und die Schiedsrichter jetzt schon auf der Seite
Brasiliens sind.
Ich war vor zwei Jahren zum Gleitschirmfliegen in Lissabon
im Februar.Wir hatten unser Domizil im kleinen Hafen von
Sesimbra. Kann ich nur empfehlen.Hot-Spot für Fischrestaurants
und Tauchen.Liegegebuehr sicher auch günstiger.
Ihr seht ,wir sind in den Gedanken bei Euch,egal wo Ihr gerade
Steckt.–Viele Gruesse aus Gießen. Steffen.
Mion,
schön, dass alles läuft. Auf unserem Treff versuchen wir mal eine Live-Schaltung hinzukriegen. War im Steinbruch leider nicht drin. Pfingsten war übrigens echt toll, nur diesesmal haben wir tagsüber das Treffen ins Hungener Freibad verlegt. Es gab Tagestemperaturen von 35°C. Laut Wetter.com solltet ihr ja ein echt bäriges Wetter haben. Viel Spaß noch, ich melde mich vor unserem Treffen nochmal über Skype.
Hallo Hubert und Crew,
wie wir sehen können, seit Ihr schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Es freut uns, das die Ersatzteile so schnell bei euch waren, nur mussten wir Erfahren, das die Auslassdichtung defekt war. Diese sollte eigentlich mitgeliefert werden. Waren denn die Schrauben richtig? Das Pfingst Treffen war super und super heiss. Grüße von allen sollen wir ausrichten.
Alles ist wieder in Ordnung. Wir haben den Motor heute viele Stunden mitlaufen lassen -super. Ich bin stolz auf uns -und auf deine Hilfe und Ermunterung, ohne die wir das nicht geschafft hätten.
Pfingsten war natürlich toll. Hungen hat mir auch ein wenig gefehlt.
Da ich stiller Leser in Gerds Forum bin hatte ich dein Problem mit deinem Motor mitbekommen und Gerd die page von Bomacmarine mitgeteilt.
In meinem Trawler habe ich zwei gleiche Maschinen allerdings das stárkere Modell SP 135 und du die 120.
Da meine Maschinen Baujahr 1985 sind kannst du dir bestimmt vorstellen dass ich ab und zu mal ein Teil brauche.
Jean von Bomac http://bomacmarine.com/ hat alle Teile von diesen Motoren, sie sind Spezialist für Ford Lehmann und versenden mit fedex blitzschnell in die ganze Welt.
Zwei neue Auspuffkrümmer lagen nach vier Tagen in Venezuela auf meinem Tisch.
Ich verfüge über ALLE Teilelisten und Unterlagen und wenn du eine Frage hast oder Hilfe brauchst in der Zukunft schick mir ruhig ein Mail.
Kritiklos frage ich hier einfach mal:
warum hast du keinen Auspuff-Tempersturalarm eingebaut und warum ging dein Kühlwasseralarm nicht an ?
Meine Kühlwassertemperatur kommt bei 1750 UpM Marschfahrt nicht über 65 % cel, ab 90 Grad cel. geht ein akustischer Alarm an und man hat wenigstens Zeit für eine Drehzahlreduzierung oder andere Sofortmassnahmen, keine Kritik, mich wundert das nur, auch in meinem Exsegler hatte ich diese Alarmfunktion installiert.
Mit Grüssen und dem Wunsch dass du deinen Motor schnell in den Griff bekommst-
Norbert
Wir hatten ja das gleiche Problem in der Karibik! So lernt man sein Schiff kennen!
Wir hoffen, ihr habt dennoch viel Spaß. Viel Glück und eine schöne Fahrt.
Hallo Hubert,
Kühlsysteme – stehst Du mit denen nicht auf Kriegsfuß?
Ich erinnere mich da an eine Frankreichtour mit dem Moped.
Aber auch das wurde ja schließlich gefunden – also: Kopf hoch.
Und: Euch drängt ja keiner.
Klaus
Hallo Hubert,
Ich sag nur“ Meuterei“, und wenn ’s nur der Motor ist!!!! Irgendwie hast Du die Crew nicht richtig unter Kontrolle.
Die Delfine sind klasse und brauchen auch keine Zylinderkopfdichtung. Ahoi Kapitano, vermissen Dich an Pfingsten und wollen Dich sobald als möglich wieder mit Wasser unterm Kiel sehen.
Hasta la Vista
Sabine und Dirk
Hallo Hubert, Hallo Paul und Werner
Ich hoffe nicht, dass die Muscheln die sich ja nicht mehr am Rumpf
anheften können, einfach vom Kühlkreislauf eingesaugt werden.
Der Innenpropeller ist anscheinend nicht sehr hitzefest, gibt´s den auch in Metall?
Das Video mit den Delfinen hat mir sehr gefallen, ich hätte gerne mit ihnen um die Wette geschwommen und verloren. Alles Gute für den Kapitän, seine Crew und natürlich für die Beatrice. Manfred
Hallo Hubert & Crew,
Viele Grüsse von Deinen alten Stegnachbarn aus Katwoude.
Achtung all die Überreste des Impellers aus dem Wärmetauscher rausholen sonst kommt die Überhitzung wieder. Wir wünschen Dir viel Glück mit Deiner Motorenreperatur.
Bärbl, Klaus, Rita & Hartmut
Schön Euch wieder auf dem Schirm zu sehen. Ich habe schon gestern Abend von Eurem Schaden gehört, hoffentlich bekommt Ihr die Dichtung bald und die Reperatur wird nicht so teuer.
Viele Grüße
Hallo Herr Nachbar, ich gebe auch mal wieder meinen Senf dazu. Erstmal freut es mich das bis jetzt alles gut geklappt hat bei Euch. Wenn Du mal wieder den Weg nach Hause findest richte Dich nach Haus Nummer 23, Deine Hütte wird grad auseinander genommen. Ich meine nur, falls Du nichts wiedererkennst…. 😉
Das Gefühl mit der Scham und dem schlechten Gewissen ist echt eine miese Sache, oder? Ich war mit dem LKW viel in der Normandie unterwegs und wenn man dann an einem Soldatenfriedhof nach dem anderen vorbei fährt macht sich schon eine Menge an Gedanken. Ich hatte es mir zur Angewohnheit gemacht wenn es irgendwie möglich war anzuhalten und einen Moment nachzudenken. Einen kurzen Eintrag in das ausliegende Kondulenzbuch eingeschlossen. Ändern kann man natürlich nichts dadurch aber man fühlt sich doch besser. Ausserdem bekomme ich seitdem immer zu Weihnachten nette Post von der Kriegsgräberfürsorge. Trotzdem es für die Menschen dort eine sehr harte Zeit war unter der sie bestimmt noch lange gelitten haben und einige vieleicht jetzt noch leiden bin ich dort immer sehr freundlich behandelt worden und aus diesem Grund Hut ab vor den Franzosen. In meinen Augen ein tolles Land.
So , Euch nun eine gute Überfahrt über den Golf, ist ja doch ein ganzes Stück offene See. Bis die Tage mal,
Frank