9 Kalabrien

12. Juni 2015

Die Straße von Messina ist von Homer in der Odysee schon recht gut beschrieben. Wenn mich auch die Sirenen nicht bezirzen konnten – ich habe sie gehört. Aber man musste mich nicht an den Mast binden 🙂

Die Strudel gab es auch, nur hatten wir das Glück, bei Halbmond durch die Straße von Messina zu fahren, so daß die Tide keinen großen Effekt machte. Und der Wind stand nicht gegen den Strom, der doch 2 Knoten ausmachte. Der unterschiedliche Salzgehalt zwischen den Meeren (das Jonische ist salziger) war das einzige, was den Strudel bewegte. Das hat uns wenig gejuckt. Aber die Strudel sind sehr deutlich bemerkbar. Bei Vollmond und Wind gegen Strom… möchte ich nicht!

In Reggio  di Calabria merkt man, dass die vielen Erdbeben und die vernachlässigende römische Politik und die mafiosen  Strukturen ihre Spuren hinterlassen haben. Die Menschen sind arm. Dafür macht das Stöbern auf den Märkten bei diesen Preisen richtig Spass.20150612_115750

Der Schwertfisch, der mich so begeistert, ist hier überall zu finden. Im Supermarkt liegt so ein Exemplar von zweieinhalb Metern Länge, zum Preis von 1.95 Euro je Kilo. 20150612_130706Nur wenige Menschen hier können das wohl bezahlen.

Und noch etwas, was uns sehr bedrückt: die vielen Flüchtlinge aus Afrika.! Ich denke, zu Hause kriegt ihr das überhaupt nicht richtig mit. Es sind unglaublich viele, die ihr Leben auf dem Meer riskieren.Wir sehen sie überall. Hier zwei Fotos aus Reggio, mit ca. 300 Flüchtlingen an Bord eines italienischen Kriegsschiffe.

20150612_181259sehr gespenstisch,  die Soldaten und Mediziner mit Schutzmasken ,  die Flüchtlinge, mit Gewehren bewacht und später, nach der medizinischen Betrachtung, in Gefangenentransportbussen weggefahren.20150612_181303

Es tut sehr weh, und ich wollte den Fotoapparat nicht so drauf halten -ich habe mich geschämt. Ich lebe meinen Traum und hier sind Männer, Frauen und Kinder, die versuchen, zu überleben. Bisher mussten wir noch keinen aus dem Wasser herausfischen. Hoffentlich kommt es nicht dazu!

Das ist die schlimme Realität.

und diese Schiffe liegen überall an der Küste verstreut.20150615_104108

15. Juli 2015

Gestern sind wir die 65 Seemeilen von Reggio di Calabria nach Rocella Ionica gefahren. In der Straße  von Messina ging es gegen den Wind nach Süden, außerhalb der Messinastraße türmten sich die Wellen auf 3 Meter Höhe.

Als wir endlich in Rocella ankamen, meldete sich über Funk der Hafen, der die Beatrice direkt ansprach (AIS macht möglich, dort waren unsere Daten schon präsent). Wir wurden auf die einzig mögliche Einfahrtgasse hingewiesen, alles andere ist versandet. Bei unserem Tiefgang können wir nur in einer 2 Meter breiten Spur einfahren, die wir als Ortsunkundige kaum treffen können. Also hat der Hafen jemanden auf der Mole postiert, der uns mit einem Funkgerät in der Hand eingewunken  hat. Puh ,  das ist nervenaufreibend, hat aber geklappt. Musste  ja auch, denn der nächste (anlaufbare) Hafen kommt erst in 55 Seemeilen.

Hier ein Bild der Hafeneinfahrt mit Brandung in der Einfahrt.20150615_103429

Schön ist es hier. Unendlich  lange Strände.20150615_125840

Die Preise sind auch nicht mehr sizilianisch.  Die Menschen hier sind halt ärmer.

Irgendwie habe ich hier schon das Gefühl von Griechenland. Im Altertum gehörte dieser Landstrich ja auch zu Magna Graeca.

16. Juni 2015

Crotone .  Da sind wir heute gelandet. Es gibt keinen nicht versandeten Hafen an der kalabreser Küste von Rocella Ionica bis hier. Wunderschönes Land, tolle Küsten, aber keine Möglichkeiten, anzulanden.

Es war eine Fahrt von 70 Seemeilen, zwischendurch mit heftigen Winden, Sabine hatte Angst und musste beruhigt werden, dass die Beatrice mit den Wellen keine Probleme hat. Sie hat bis heute noch nicht ganz verstanden, dass solch ein Schiff ähnlich wie ein Korken immer wieder hochkommt. Aber das ist wohl auch weniger eine Verstandesfrage.

Bis Griechenland, genauer Korfu,  sind es jetzt gerade noch 100 Seemeilen, oder 2 Fahrtage. Dafür werden wir uns aber mehr als eine Woche Zeit lassen. Wir wollen doch nicht hetzen!

19. Juni 2015

Wir sind immer noch in Crotone. Heute waren wir im archäologischen Museum. Man kann kaum glauben, welche Zivilisation hier vor mehr als zweieinhalb tausend Jahren existierte.

20150619_120513Pythagoras, der mit dem Satz des Pythagoras, lebte hier in Crotone.

… und ein Sportler aus Crotone hat fünf mal die olympischen Spiele gewonnen,  600 vor Christus.20150619_120348und wenn ich durch die Straßen gehe … irgendwie alles Altertum, und schön ist es hier.20150619_130426

Mein Verhandeln über die Liegeplatzkosten war auch erfolgreich, so dass wir es nicht eilig haben.

20. Juni 2015

Heute sind wir 20 Seemeilen  weiter gefahren, vorher haben wir zur Sicherheit noch einmal 250 Liter Diesel getankt. Der Ort, an dem wir jetzt sind heisst Ciro Marina. Der Hafen hat neue Wasser- und Stromanschlüsse an den Liegeplätze erhalten, wie Rod Heikkel schreibt vor 2 Jahren, aber die funktionieren immer noch nicht. Das ist hier im Süden Italiens wohl normal. Vieles geht nicht.

Spät in der Nacht kam noch ein Engländer an und konnte nicht sehen, wo er festmachen konnte. Mit der Taschenlampe habe ich ihn dann einweisen können. Es stellte sich dann heraus, dass er im falschen Hafen gelandet ist, er wollte nach Crotone. Auch so hatte er nicht den großen Durchblick!20150620_222609

21. Juni 2015

Heute morgen kam ein Einheimischer, Egidio, der sein Schiff neben der Beatrice liegen hat und mit dem wir gestern abend ein wenig kommuniziert haben, mit einem Blumenstrauß und 3 Flaschen Wein vorbei und verabredete einen Besuch heute Abend, mit Pizza und ein paar Vorspeisen.20150621_103215

Gastfreundschaft wird sehr groß geschrieben, und so wurde es ein sehr schöner Abend, bei dem dann auch neben dem leckeren Wein einige Gläser Sambuca geleert wurden. Die Marineros halfen kräftig mit :-).20150621_220602

23. Juni 2015

In der letzten Nacht sind 2 Fischer gesucht worden, deren Boot gesunken ist. Helikopter, Küstenwache,  aber auch die Bevölkerung von Ciro Marina waren in Aktion. SAM_2263Ob sie gefunden wurden, wissen wir nicht, denn wir sind schon weit vor sechs Uhr nach Sta. Maria di Leuca an der äußersten Stiefelabsatzecke weitergesegelt, die letzte italienische Station vor dem griechischen Korfu.

25. Juni 2015

Hier in Sta. Maria di Leuca treffen Ionisches  und Adriatisches Meer zusammen.  Deshalb gibt es hier Strömungen und Kabbelseen und auf der äußersten Ecke die Kirche „am Ende der Welt“SAM_227120150625_170927

Hier steigen wir wieder runter zum Hafen.

20150625_162327Rechts das Ionisches Meer, links vor der Mole die Adria.

3 Gedanken zu „9 Kalabrien

  1. Hallo nach Kalabrien!
    Morgen werden wir nach Rocella aufbrechen, deshalb hier ein Dankeschön an Euch für die Info mit der versandten Einfahrt! Da wir keine AIS haben, werden wir wohl frühzeitig Funkkontakt mit dem Hafen aufnehmen.
    Die Crew der anyway

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