14. August 2015
Jetzt ist die Entscheidung gefallen: wir werden den Pelopones nicht südlich umrunden, sondern wollen die Straße von Patras durchfahren und ganz besonders: wir wollen durch den Kanal von Korinth in die Ägäis hinüberwechseln. Ob diese Entscheidung richtig war, wir werden sehen.
So haben wir die Ionischen Inseln verlassen und sind auf den Pelopones nach Kylini gefahren. Dies ist eigentlich nur ein Fährhafen Doch viel besser als erwartet. Es gab einen schönen Strand nebenan mit einer Süßwasserdusche, Stromanschlüsse und Süßwasseranschluss am Kai.
Die Port Police lud uns in ihr Büro und alle Daten wurden sehr akribisch aufgenommen. Dann beklagten sich die Polizisten über die Entwicklung in Griechenland, über ihr mieses Gehalt, über Schäuble und Merkel – und sie entließen uns mit dem Hinweis, sie seien so genau, weil ja alle meinten, die Griechen seien faul, was ja nicht stimme, so wie sie kontrollierten. Aber wenn wir weiter noch Osten fahren wollten, sollten wir aufpassen: bei den vielen Flüchtlingen, denen wir begegnen würden, seien viele Terroristen, Al Kaida, IS, und alle möglichen Islamisten, besser sei es, nicht in die Dodekanes zu fahren, Griechenland habe ja nicht das Geld, um uns zu beschützen, dank Schäuble. Ich habe mich zu diesem Gedankengebäude, dem ich so nicht folgen konnte, lieber nicht weiter geäußert. Auf jeden Fall mussten keine Hafengebühren bezahlt werden :-), denn das Kassieren kann ja nicht auch noch Aufgabe der Port Police sein. Auch hier keine Widerrede meinerseits. So blieben wir noch einen Tag, kostenlos. Wir haben Zeit und morgen ist Maria Himmelfahrt, in Griechenland ein hoher Feiertag.
16. August 2015
Zum Feiertag gestern sind wir in die orthodoxe Kirche gegangen, alles war herausgeputzt und im Dorf gab es viel Musik. Alle Läden waren geschlossen, das heißt schon was in Griechenland.
Heute sind wir weiter nach Messolonghi auf der anderen Seite des Golfes von Patras. Wir haben von Kai und Susi aus Dortmund gehört, dass dort gut mit dem Schiff an Land zu überwintern ist. Das wollten wir uns ansehen und haben uns auch ein entsprechendes Angebot eingeholt, allerdings noch ohne endgültigen Kranpreis, denn der Kran dort schafft nur 20 Tonnen, es müsste ein Autokran geholt werden. Den Preis wird man mir zumailen. Messolonghi liegt an einer Lagune, in die Stelzenhäuser hineingebaut sind. Ansonsten ein Platz zum Überwintern eben.
17. August 2015
Jetzt ging es wieder zur anderen Seite auf den Pelopones, nach Patras. Patras ist die drittgrößte Stadt Griechenlands. In der Marina bekamen wir für 2 Tage für einen extrem günstigen Preis (2 Tage für den Preis von einem) einen Liegeplatz. Gut geschützt ist der Yachthafen nicht, immer stand Schwell hinein und so wurde es nach der zweiten Nacht nicht allzu traurig, die Leinen zu lösen und weiter nach Osten zu gehen.
19. August 2015
Um unter der riesigen Brücke in den Golf von Korinth einfahren zu können, muss man sich bei Rio Traffic auf Kanal 14 melden und wird dann angewiesen, zwischen welchen Pfeilern man passieren kann. Wir mussten zwischen dem ersten und zweiten südlich durch. Und während wir Kurs auf die Insel Trizonia auf der Nordseite des Golfes nahmen, begann es immer heftiger zu blasen.
Auf Trizonia gibt es eine Marina, die nie feriggebaut wurde. Sie ist vollbesetzt mit heruntergekommenen Schiffen und hat nur wenig Platz für durchreisende Schiffe. Wir hatten mal wieder Glück und konnten am letzten freien Stegplatz festmachen. Alle nach uns mußten im Vorhafen ankern … und kämpften stundenlang, um Halt auf dem Moddergrund zu finden. Viele mussten mehrmals den Anker wieder aufnehmen, wenn der Wind sie wegdrückte. Sie wollten ja nicht das Schicksal erleiden wie diese Yacht.
20. August 2015
Es bläst immer noch sehr feste mit über 25 Knoten. Da bleiben wir an diesem sicheren und schönen Ort. Es gibt zwar keinen Strom, aber dafür ist der Liegeplatz kostenlos. Es gibt hier einige Tavernen, einen Minimarkt in einer idyllischen Siedlung, WLAN, einen Transocean-Stützpunkt und einen Strand. Allerdings ist das Wasser hier nur noch 25 Grad warm, da bekam ich erst einmal eine Gänsehaut.
22. August 2015
Ja, wir sind immer noch hier auf Nisis Trizonia. Es ist einfach zu schön. … und eine angenehme internationale Gemeinschaft unter den Seglern Dann taucht da doch die französische „Audilien III“ auf, das Skipperpaar begrüßt uns herzlich, fragt nach Paul und Werner, die ja in Lissabon mit an Bord waren – denn dort hatten wir uns zuletzt getroffen. Das ist jetzt einige tausend Meilen her, doch man vergisst sich nicht … toll! Und die Welt ist doch klein! Jetzt sitzen wir alle ganz faul in der Taverne, genießen den Blick auf den Hafen, trinken ein Bier und einen Ouso oder Retsina. Gleich werden wir ins Wasser springen, auch wenn es „nur“ unter 30 Grad kalt ist. Ein herrliches Leben. Jetzt bin ich bestimmt zehn mal mit einem „Köpper“ ins Wasser gesprungen, doch Sabine hat den Auslöser immer erst gedrückt, wenn ich schon drin war, aber man kann mich auf dem Bild erahnen. Relaxen ist angesagt In herrlicher Umgebung.
26. August 2015
Es ging dann weiter nach Galaxidi an der Nordseite des Golfes von Korinth. Hier liegen wir wunderbar geschützt und viele unserer Bootsnachbarn sind alte Bekannte aus früheren Häfen. Gestern sind wir mit dem Bus nach Delphi gefahren, zu dem Ort, an dem sich im Altertum das berühmte Orakel befand. Die Ruinen haben mich sehr bewegt, ist dieser Ort doch in meiner humanistischen Erziehung eingebunden. In der Führung wurde wunderbar dargestellt, wie die „Nachbarschaften“ in Delphi funktionierten, nämlich wie die Botschaften der griechischen Stadtstaaten. Und es war mal wieder spannend, wie menschlich die griechischen Götter dargestellt wurden, auch, wie die Griechen sich vor tausenden von Jahren sahen, nicht viel anders als heute. Aus dem Bad im Apollo-Tempel strömte benebelndes Gas, das die Sybille einatmete , bevor sie ihre Vorhersagen machte.Aber das Orakel hatte ihre Nachrichenzuträger auch gut organisiert, viele große Seefahrer waren engagiert, Infos zu politischen Entwicklungen zu liefern.Oben, das ist übrigens der Stein, von dem aus die Weissagungen verkündet wurden. … und wo ich hier stehe, ist der damalige Nabel der Welt.Hier das Theater. Dann waren wir noch im Museum. Beinahe unglaublich, wie fein und schön die Figuren, Menschen und Götter dargestellt wurden Also: Delphi hat sich wirklich gelohnt, auch wenn der Rückweg dann doch sehr lang war, denn der Bus zurück fuhr zwar nach Itea, aber dann erst 5 Stunden später weiter zum Schiff nach Galaxidi.
30. August 2015
Von Galaxidi ging es auf die andere Seite des Golfes von Korinth, nach Kiato. Nicht viel los hier, außer ein Lidl in Hafennähe. Bei einem Großeinkauf macht es schon einiges aus, wo man einkauft, auch in Griechenland. Der Hafen ist auch gut geschützt, kostet nichts, aber kein Strom und kein Wasser. Beim Ablegen stellten wir dann fest, dass der Anker in einer Moringkette auf dem Hafengrund festhält. Wir haben ihn mit Hilfe einer untergezogenen Leine befreit. Puh, kein Tauchgang war notwendig.
Der Wetterbericht hatte 6 Beaufort vorhergesagt, so sind wir lieber sehr früh aufgebrochen… und kamen in Korinth auch gerade an, als es feste zu blasen begann. Und da war sehr wenig Platz im Hafen. Solch eine große Stadt und solch ein Hafen – ohne Strom – , und so klein. Ich wollte gerade ein schwieriges Manöver um ein paar Kleinbootmoorings fahren, als ein Platz längsseits der Mole frei wurde. Glück gehabt. Und es blies tatsächlich so heftig, dass wir noch einen weiteren Tag blieben. … nachts wurde der Hafen grell beleuchtet, auch wenn sonst kein Strom da ist
31. August 2015
Der Wind hat ein wenig nachgelassen, so sind wir recht früh zur Kanaleinfahrt gefahren, mussten dort aber doch noch lang warten, bis wir in die Straße von Korinth einfahren konnten. Die Passage ist schon sehr beeindruckend. Zwischen den Felsen hindurch, hier ein paar Bilder.Blick nach vorn … und nach achtern.
Der Schock kam aber dann an der anderen Seite: die Kanalgebühren wurden nach der Länge über alles – einschließlich Klüverbaum – berechnet. Ich habe mich aufgeregt, es hätte beinahe großen Ärger gegeben, es wurde schon mit der Polizei gedroht, aber der Kanalbeamte war nicht von seiner überhöhten Gebührenforderung abzubringen.
Hallo Hubert & Sabine,
habe gerade Euren Blog entdeckt, wir haben zusammen in Leuca in der Marina gelegen.
Wir sind auch Eure Strecke gefahren und waren auch auf Trziona, haben dort Heinz und Angie von der Manana (Kat) kennengelernt – grüßt sie schön von uns.
Wir sind inzwischen in den Kykladen unterwegs und liegen gerade vor Paroika auf Paros vor Anker.
Weiterhin eine schöne Tour und wenn Ihr einen Tip für Winterliegeplatz hinter dem Kanal von Korinth habt, lasst es uns wissen, wir suchen auch noch.
Handbreit
Martin & Lisa